Lauinger Triathleten unterstützen Dillinger Inklusionslauf

Einen Stadtlauf für Menschen mit und ohne Behinderung plant das Bonaventura-Gymnasiums in Dillingen. Die Organisation wird dabei allein in den Händen der Schülerinnen und Schüler liegen. Doch wie plant man eine Laufveranstaltung richtig, welche Fehler sollte man vermeiden, was muß beachtet werden und wie führt man den Lauf möglichst ohne Pannen durch? Für Schwester Claudia von den Dillinger Franziskanerinen führten diese Fragen schnell zu Erich Gruber und die Lauinger Triathleten, wo die größte Erfahrung mit Laufveranstaltungen zu
finden ist. Zudem waren die Bona-Runners von Sr. Claudia beim Lauinger Dreiköniglslauf im Januar mit von derPartie und stellten gleich die größte Teilnehmergruppe. Auch Ex-Weltmeister Sebastian Unger war damals vom Engangement der Bona-Runners begeistert. So war es für Erich Gruber selbstverständlich, dass er der Bitte von Sr. Caudia folgte und den Schülern ein kleines Einführungsseminar über Grundlagen für die Organisation und Durchführung ihrer Veranstaltung gab.


Startschuss für ein besseres Miteinander

Schüler des Dillinger Bonaventura-Gymnasiums planen einen Stadtlauf unter dem Motto
„Inklusion im Sport“. Der dreifache Paralympics-Teilnehmer Erich Winkler unterstützt die Idee.

 

„Sport has the power tochange the world.“ Der Sport kann die Welt verändern. Verbessern. Nelson Mandela, der im vergangenen Jahr verstorbene südafrikanische Friedensnobelpreisträger, hat die unbändige Kraft erkannt, die Sport entfachen kann. Sport sprengt Grenzen, fegt Unterschiede hinweg, vereint und führt zusammen. Im sportlichen Wettkampf zählt nicht, welche Hautfarbe man hat, an welchen Gott man glaubt, ob man reich ist oder arm. Es geht darum, das Beste aus seinen eigenen Fähigkeiten zu machen. Es geht darum, sich im Team gegenseitig zu Spitzenleistungen zu motivieren. Es geht um Gemeinschaft. Man gewinnt gemeinsam.
Man verliert gemeinsam. Ob Fan oder Aktiver: Niemand wird aus der Sportgemeinschaft ausgeschlossen. Der Geist Mandelas ist auch am Bonaventura-Gymnasium in Dillingen allgegenwärtig. Mit einem Stadtlauf am 19. Oktober in Dillingen wollen 19 Schüler der Oberstufe ein sportliches und gesellschaftliches Zeichen setzen. Das Motto ihres Projekts: „Inklusion im Sport“. Schwester Claudia Rieß, Lehrerin und Leiterin des Seminars, erklärt die Idee: „Menschen mit und ohne Behinderung sollen durch die gemeinsame Aktivität zueinander finden und Berührungsängste verlieren.“

 

Schwester Claudia trug die olympische Fackel

Die Ordensschwester von den Dillinger Franziskanerinnen ist selbst begeisterte Hobbyläuferin. 2012 hat sie in London beim olympischen Fackellauf teilgenommen. Sie trainiert regelmäßig und organisiert in ihrer Schule die „Bona-Runners“. Den Stadtlauf sieht sie als optimales Forum, um Menschen
mit und ohne Behinderung einander näher zu bringen. Wie wichtig das ist, können die Schüler bestens beurteilen. Im Rahmen eines Sozialpraktikum haben sie bereits mehrere Tage mit Menschen mit Handicap zusammengearbeitet und sie auf diesem Wege kennen und schätzen gelernt.

 

Keine Scheu im Umgang mit behinderten Menschen

„Man hat vielleicht ein falsches Bild von den Menschen, wenn man nicht direkt mit ihnen zu tun hat“, erklärt Ann-Kathrin Hitzler. Erst durch die gemeinsame Zeit miteinander könne man sich eine reale Vorstellung davon machen,wie das Leben mit Behinderung tatsächlich ist. „Jeder Mensch ist gleichwertig“, sagt die Schülerin. Die Projektteilnehmer geben mit ihrem Lauf den Startschuss für ein besseres Miteinander. Oft sei Unwissenheit – nicht böse Absicht – der Faktor, warum Menschen mit Behinderung nicht vollständig integriert werden, stellen die Schüler fest. Angst zum Beispiel, im Umgang etwas falsch zu machen. Diese Sorgen wollen sie den Läufern nehmen. Julia Egger läuft gerne. Durch Schwester Claudia hat sie zu dem Sport gefunden und will nun anderen Menschen ebenso helfen, die Leidenschaft für das Laufen zu entdecken. Neben dem Stadtlauf plant das Projektteam zahlreiche Trainingseinheiten. „Mir ist vor allem wichtig, den Kontakt zu den Menschen aufzubauen“, betont Julia. Sie erklärt, es spiele keine Rolle, wie weit jemand läuft. „Für den einen ist es ein Erfolg, wenn er 100 Meter schafft, für den anderen sind es vier oder acht Kilometer.“ Rainer Gratzl, der mit Schwester Claudia das Seminar leitet, sehe bei Sport-
veranstaltungen nur selten Menschen mit Behinderung. „Da steht die Leistung absolut im Mittelpunkt. Das ist bei unserem Stadtlauf anders. Hier steht das Miteinander an erster Stelle“, formuliert der Lehrer einen Kernaspekt des Projekts. Zum Stadtlauf am 19. Oktober ist jeder willkommen. Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters sollen über den Sport zueinander finden, persönliche Erfolge feiern und einander besser verstehen lernen. Die etwa vier Kilometer lange Strecke beginnt in der Nähe des Mitteltorturms in der Königstraße. Sie führt am Stadion vorbei in die Bleichstraße, weiter bis zur oberen Quelle und auf die Hauptstraße, von der Regens-Wagner-Straße zum Stadtsaal und von dort über den Kirchplatz wieder zurück in die Königstraße. Das Ziel befindet sich in der Nähe des Rathauses. Die Runde soll beim Hauptlauf zweimal gelaufen werden, Hobbyläufer können auch nur einmal laufen. Für Menschen mit Behinderung gibt es individuell angepasste Strecken. Das olympische Credo „dabei sein ist alles“ zählt an diesem Tag besonders. Wer teilnimmt zeigt nicht nur seine sportliche Begeisterung, sondern setzt auch ein Ausrufezeichen für die Inklusion.

 

Rennradfahrer Erich Winkler läuft mit

Die Idee der Dillinger Gymnasiasten unterstützt auch der dreifache Paralympics-Teilnehmer und Rennradfahrer Erich Winkler. Der 45-jährige Oberbayer verlor 2001 nach einem Motorradunfall seinen rechten Arm und sein linkes Bein und begann bereits ein Jahr später mit dem Radsport. 2004 gewann er bei den paralympischen Spielen in Athen seine erste Bronze-Medaille, in Peking und London kämpfte er um das Podest. „Ich werde an dem Stadtlauf in Dillingen teilnehmen“, sagt Winkler. Durch einen Vortrag am Bonaventura-Gymnasium im letzten Jahr sei der Kontakt
zu Schwester Claudia entstanden. Er zeigt sich begeistert von dem Konzept der Schüler. „Die meisten Menschen machen keine Erfahrungen mit behinderten Menschen. Um sie zu verstehen, ist es aber wichtig auch mal mit ihnen zu reden“, betont der Rennradfahrer. Neben dem sozialen Aspekt steht aber auch der Sport am 19. Oktober im Vordergrund. Für Winkler steht fest: „Jeder wird geben, was er kann. Als Sportler fühle ich mich nicht behindert, ich will einfach das Bestmögliche herausholen.“



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Schwester Claudia mit Weltmeister Daniel Unger
beim Dreikönigslauf Lauingen.

 

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Die Bona-Runners des Bonaventura-Gymnasiums
Dillingen

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Bei den Paralympics in Athen 2004
gewann Erich Winkler (rechts) – nur
drei Jahre nach seinem schweren
Unfall – dieBronzemedaille im
Rennradfahren.